Diagnostik
Nicht jedes unaufmerksame, zappelige Kind hat ADHS/ADS - vielleicht ist es nur sehr verspielt, lebendig, lebhaft und reizoffen. ADHS/ADS ist eine sehr komplexe Störung und kann nicht mit einem einzigen Test bzw. einer Untersuchung festgestellt werden.
Es muss abgegrenzt werden, ob die Symptome andere Ursachen haben als ADHS/ADS. Solche Ursachen können ein altersentsprechend hohes Aktivitätsniveau insbesondere bei jüngeren Kindern sein, isolierte Teilleistungsschwächen oder isolierte Störungen des Sozialverhaltens, Nebenwirkungen einer medikamentöser Dauertherapie, Schilddrüsenüberfunktion usw.
Die Diagnostik ADHS/ADS führt ein Kinder- und Jugendpsychiater durch und erfolgt nach festgelegten Kriterien. Diese sind im ICD-10 festgelegt, einem weltweit angewandten
Internationalen Klassifikationsschema der Weltgesundheitsorganisation und im DSM IV, dem Diagnostischen und Statistischem Manual Psychischer Störungen der American Psychiatric Association.
Zu diesen Kriterien gehören:
Symptome der Aufmerksamkeit
(mindestens sechs sollten erfüllt sein)
1. Beachtet häufig Einzelheiten nicht oder macht Flüchtigkeitsfehler bei
den Schularbeiten, bei der Arbeit oder bei anderen Tätigkeiten.
2. Hat oft Schwierigkeiten, längere Zeit die Aufmerksamkeit bei
Aufgaben oder Spielen aufrechtzuerhalten.
3. Scheint häufig nicht zuzuhören, wenn andere ihn ansprechen.
4. Führt häufig Anweisungen anderer nicht vollständig durch und kann
Schularbeiten, andere Arbeiten oder Pflichten am Arbeitsplatz nicht
zu Ende bringen.
5. Hat häufig Schwierigkeiten, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren.
6. Vermeidet häufig Aufgaben, die länger andauernde geistige
Anstrengung erfordern, hat eine Abneigung gegen oder beschäftigt
sich häufig nur widerwillig mit ihnen, wie z.B. Mitarbeit im Unterricht
oder Hausaufgaben.
7. Verliert häufig Gegenstände, die für Aufgaben oder Aktivitäten benötigt
werden, wie z. B. Spielsachen, Hausaufgabenhefte, Stifte, Bücher
oder Werkzeug.
8. Lässt sich oft durch äußere Reize leicht ablenken.
9. Ist bei Alltagstätigkeiten häufig vergesslich.
Symptome der Hyperaktivität
(mindesten drei sollten erfüllt sein)
1. Zappelt häufig mit Händen oder Füssen oder rutscht auf dem Stuhl
herum.
2. Steht häufig in der Klasse oder in Situationen auf, in denen
Sitzenbleiben erwartet wird.
3. Läuft häufig herum oder klettert exzessiv in Situationen, in denen
dies unpassend ist.
4. Hat häufig Schwierigkeiten, ruhig zu spielen oder sich mit
Freizeitaktivitäten ruhig zu beschäftigen.
5. Ist häufig „auf Achse“ oder handelt wie „getrieben“ oder zeigt ein
anhaltendes Muster exzessiver motorischer Aktivität, das durch die
soziale Umgebung oder durch Aufforderungen nicht durchgreifend
beeinflussbar ist.
Symptome der Impulsivität
(mindestens eins sollte erfüllt sein)
1. Platzt häufig mit Antworten heraus, bevor die Frage zu Ende gestellt
ist.
2. Kann nur schwer warten, bis er/sie bei Spielen oder in
Gruppensituationen an der Reihe ist.
3. Unterbricht und stört andere häufig, platzt z. B. in Gespräche oder
Spiele anderer hinein.
4. Redet übermäßig viel, ohne angemessen auf soziale Beschränkungen
zu reagieren
Für eine Diagnose ist es wichtig, dass mehrere Symptome aus den Bereichen der Aufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität während der letzten sechs Monate in einem mit dem Entwicklungsstand
des Kindes nicht zu vereinbarenden und unangemessenen Ausmaßes vorhanden sind. Diese Symptome treten in zwei oder mehr Bezugssystemen auf, wie z. B. in der Schule, am Arbeitsplatz oder Zuhause.
Sie führen Beeinträchtigungen im sozialen, Lernleistungs- oder beruflichen Bereich mit sich und sind nicht durch ein anderes psychisches Störungsbild besser erklärbar.